Informationsvorlage - 4/1189/2022

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Sachverhalt

 

Energie zur Wärmeversorgung privater, öffentlicher und gewerblicher Gebäude in der Stadt Dassow macht einen erheblichen Anteil am Gesamtenergie-Bedarf der Stadt aus. Künftige Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit, aber auch effiziente und klimafreundliche Nutzung von Energie zu Wärmezwecken erfordern eine vorausschauende und frühzeitige Planung von Schritten in diese Richtung. Die von der Stadt Dassow in Auftrag gegebene Potenzialanalyse ist dazu ein erster wichtiger Schritt.

Im Wesentlichen geht es bei der Umsetzung der genannten Zielstellung im Bereich der Wärmeenergie um zwei Hauptstränge:

  • Zum Einen um die bestmögliche Reduzierung von Wärmeverlusten (Wärmedämmung) und effiziente Wärmenutzung (Wärme-Management).
  • Zum Anderen um die Verfügbar-Machung von nachhaltigen, Klima-neutralen und bezahlbaren Energien im Gebiet der Stadt Dassow.

Letztgenanntes Ziel ist insbesondere im Ortskern von Dassow nicht ausschließlich aufgrund von individuellen Lösungen machbar: Reihenhäuser, zum Teil denkmalgeschützt, mit zum Teil kleinen Grünflächen, hohem Gebäudealter und entsprechendem Gebäudeaufbau, zudem teilweise im Gebiet eines Trinkwasserschutzgebiets gelegen, erschweren beispielsweise individuelle Wärmepumpen-Konzepte auf flächendeckender Basis, wenn sie das nicht gar unmöglich machen. Erdgas wird als Auslaufmodell beim Umstieg auf Klimaneutralität in den nächsten 18 Jahren bis 2040 zu ersetzen sein. Selbst eine Beimengung von kleineren Mengen grünen Wasserstoffs – sofern überhaupt vorrätig - sind hier mittelfristig keine Lösung, weil das Erdgas zu 100% ersetzt werden muss und es nach neueren Informationen unrealistisch ist, den gesamten Heizbedarf aus grünem Wasserstoff zu decken.

Die Verbrennung von Pellets und Holzhackschnitzeln kann auch keine flächendeckende Lösung bieten, im Gegenteil werden diese Lösungen nur für Sonderfälle als nachhaltig und von der Menge her machbar eingestuft.

 

 

Wie soll also ein Haus im Ortszentrum von Dassow verfahren, wenn die Gastherme nach 2024 defekt wird und nicht mehr repariert werden kann?

Hierzu müssen für die Planungssicherheit der Hauseigentümer und Gewerbebetriebe zumindest die mittelfristigen Ziele der Stadt bereits konkreter erkennbar sein.

Während in den eher ländlichen Ortsteilen der Stadt Kombinationen aus Solarthermie-Anlagen auf dem Dach und Solarstrom-unterstützte Wärmepumpen als dauerhafte Lösung denkbar sind, wo sinnvoll auch in Kombination mit kleineren Blockheizkraftwerken auf regenerativer Energiebasis (z.B. in Pötenitz vom Schlossbereich ausgehend, in Harkensee vom Gutshaus ausgehend), sind für die Dassower Altstadt aufgrund der eingangs skizzierten Problematik eher Verbundwärmelösungen als Lösungsansatz sinnvoll.

Basis dazu könnten ein bis zwei Blockheizkraftwerke für ein Nah- oder Fern-Wärmenetz sein, das die Altbauwohnungen der Altstadt ggf. in mehreren denkbaren Ausbaustufen mit Wärme auch bei höheren Vorlauftemperaturen versorgt. Gewerbebetriebe, aber auch die städtischen Gebäude wie Schule, Kita, Dornbuschhalle könnten davon profitieren.

Die Verlegung von geeigneten Leitungssystemen zwischen BHKW und Nutzern könnte in diesem Fall unabhängig von der verwendeten Energieform des BHKW geplant werden. Die für die ein bis zwei BHKW erforderliche Energie sollte ganz auf regenerativer Basis geplant werden, da 18 Jahre bis 2040 kein sehr langer Zeitraum mehr sind.

Dazu gibt es interessante Konzepte, zum Beispiel die Gewinnung von Wärme aus den Klimawandel-bedingt ohnehin zu warm gewordenen Seen und dem Meer. Dies wäre eine Win-Win-Situation für die Lebewesen im Wasser und für die Nutzer der Wärme vor unserer Haustür. Neustadt in Holstein ist so einen Weg gegangen, Erfahrungen liegen hierfür vor. Jedoch gibt es auch in so einem Fall mehrere kritische Aspekte zu beachten, wie Wärmeerzeugung auf andere Weise an einigen wenigen sehr kalten Wintertagen, oder die verfügbare Wassermenge und -Tiefe.

Ein organisatorisches Problem stellen zudem die Anfangs-Investitionen und die professionelle Planung dar, zumal die Stadt Dassow keine eigenen Stadtwerke oder ähnliche Versorgungsträger besitzt. Hier ist zu klären, wer für ein solches Projekt als Träger in Frage kommt.

Städtebaulich ist außerdem rechtzeitig zu klären, ob Maßnahmen wie BHKW-Netze im Orskern und ggf. anderen Ortsteilen mit Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur kombinierbar sind, und wenn ja, in welchem Ausmaß und mit welchen Zielen,

Der Informationsaustausch mit Experten stellt zu diesen Fragen einen ersten Schritt dar, um einer mittelfristigen und nachhaltigen Lösungskonzeption näher zu kommen.

Loading...